Veröffentlicht am 01.10.2022
Mit dem Nahverkehr in die ,,Ferne“
Reise in die Stadt des Gelsenkirchener Barocks und des Backsteinexpressionismus zum Abschluss der Unterrichtsreihe ,,unterwegs sein“.
Zum Ende der Unterrichtsreihe „,unterwegs sein‘ - Reiselyrik vom Barock bis zur Gegenwart“ brach der Deutsch-Leistungskurs 1 in der letzten Woche vor den Herbstferien von Bottrop in die Stadt der tausend Feuer auf. Per Nahverkehr schweifte die Lerngruppe mit ihrem Leistungskurslehrer Christian Griese gen Osten in die ,,Ferne“ nach Gelsenkirchen, um die Stadt des Backsteinexpressionismus vor dem Hintergrund von zuvor ausgearbeiteten Referaten zu epochenspezifischer Reiselyrik (neu) entdecken zu lernen. Neben dem Hans-Sachs-Haus und dem Musiktheater im Revier stand insbesondere der Besuch des Schachts 8 der Zeche Consolidation im Mittelpunkt – der als Schacht Oberschuir Berühmtheit erlangt hat, in den S04-Fußballlegende Ernst Kuzorra und andere Schalker Originale einfuhren und dessen Betrieb als Wetterschacht im Jahre 1981 endete.
Das Denkmal der Industriekultur, bei dem es sich um ein Ensemble aus Backstein und Putz mit Anklängen an Neugotik und Jugendstil handelt, beherbergt seit Jahren den ,,stadt.bau.raum–Gelsenkirchen“, der den geschichtsträchtigen Ort als Event-Location verwaltet und für Ausstellungen und Tagungen zugänglich macht.
Wo im Zuge des Strukturwandels mittlerweile Workshops, Vorträge, Hochschulveranstaltungen, Firmenpräsentationen, Symposien und Empfänge abgehalten werden, erhielten die Leistungskurslernenden eine fachfrauliche Führung durch Elke Schumacher, die den Ort mit ihrem Team bewirtschaftet. Mit ihrer Expertise und in ihrer Eigenschaft als Bergmannstochter ermöglichte sie einen tiefen Einblick in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der an diesem Ort zu Beginn des 20. Jahrhunderts einst arbeitenden Menschen, die meist aus Ostpreußen anreisten, um in Gelsenkirchen zu arbeiten und zu (über)leben, indem sie unter Tage ,,malochten“.
Hierbei schilderte sie besonders anschaulich die stufenweise erkämpften Errungenschaften der Bergleute und ihrer Familien für mehr Arbeitsschutz und Sozialfürsorge, die sich letztlich auch in den Familiengeschichten einiger Schülerinnen und Schüler widerspiegelte: die Hälfte der achtzehnköpfigen Kursgruppe hat(te) Groß- oder Urgroßeltern, die im Bergbau arbeiteten.
,,Im Bergbau zählte nicht, wo jemand herkam, sondern nur, ob man sich auf den Kumpel verlassen konnte, um unter Tage zu überleben. Rassismus oder Ausgrenzung war da kein Problem, so wie heute“, so Elke Schumacher, die im Rahmen ihrer Führung auch auf das Thema Migration einging. Nach den Zuzügen aus Ostpreußen suchten unter anderem viele Menschen aus den Gebieten der Türkei Arbeit in den Ruhrgebietszechen und reisten aus den weit entferntesten Regionen der Schwarzmeergebiete oder auch aus Anatolien an. Auch hierzu fanden sich in den Biografien mancher Schülerinnen und Schüler Bezugspunkte, deren Groß- oder Urgroßeltern sich einst ins Ruhrgebiet aufmachten, unterwegs waren und im Ruhrgebiet für Arbeit und Leben ein Ziel fanden.
Der Deutsch-LK1 bedankt sich ganz herzlich bei Frau Elke Schumacher und dem Team von „stadt.bau.raum-Gelsenkirchen“ für die eindrucksvolle Führung.
GRI